‚Flussziege‘ Holzarbeiten von Reinhard Osiander

von Niels Behn am 27. Februar 2018

Neue Ausstellung im Atelier Brandt Credo

‚Flussziege‘ Holzarbeiten von Reinhard Osiander im Atelier Brandt Credo vom 3. März bis zum 22. April 2018.

Ein Atelier in der Bremer Neustadt. Von Uneingeweihten nur schwer zu finden. Vor dem Eingangstor liegen massige Baumstämme, Äste und unbearbeitete Hölzer. Ein rustikaler Anblick in einer rustikalen Umgebung. Hinter dem Tor, im großen Atelierraum, tut sich jedoch eine neue Welt auf: Holzskulpturen, roh oder bemalt, Wandobjekte, Tiere in Lebensgröße scheinen auf ihren Auftritt zu warten. Eine wuchtige Arbeit zieht sofort den Blick an: Das im Maßstab stark vergrößerte „Kriegsschiff“. Als Vorlage diente ein kantiges, graues Schiffsmodell vom Flohmarkt, das nun angestaubt im Regal steht. Das von Reinhard Osiander geschaffene „Kriegsschiff“ wird bald – ins rechte Licht gerückt – die Blicke in der neuen Ausstellung im Atelier Brandt Credo auf sich ziehen.

Mit dem Ausstellungstitel „Flussziege“ verbindet der Bildhauer Erinnerungen an die eigene Kinder- und Jugendzeit, Erinnerungen an Spiele, Ausflüge, Abenteuer. Ihn inspiriert auch Gefundenes, wie Figuren vom Flohmarkt, Postkarten und eigene Fotos. Es sind Schätze, die in einem Schrank im Bildhaueratelier verwahrt und als Vorlage für neue Holzarbeiten gedacht sind.

Ganz nah an der Natur – vom Material und vom Thema – sind die Wandobjekte einer Schneelandschaft, einer Klamm oder eines gestauten Bachs. „Was haben wir als Kinder gemacht? Staudämme gebaut.“ Aus verschiedenen Hölzern, teils nur gesägt, teils mit Beitel und Schnitzmesser bearbeitet, entstehen neu zusammengefügt Landschaften und Szenen aus der Natur. Der Farbauftrag vollendet die bildhauerische Arbeit. Reinhard Osiander trägt Farbe aus selbst angerührten Pigmenten in mehreren Schichten auf und schleift sie mehrmals wieder ab. So entsteht ein Wechselspiel zwischen einem malerischen Prozess und einer bildhauerischen Antwort.

In ausdrucksvoller und markanter Handschrift werden weitere Erinnerungen wach: Reitende Cowboys bilden einen Fries. Ministranten in festlichen Gewändern stehen in einer Gruppe abwartend zusammen. Das „Schloss“ war Ausflugsziel – „da mussten wir immer hin.“ Vielleicht hat sogar noch die goldene Gans aus dem Märchen der Gebrüder Grimm ihren Auftritt. Der Rundgang durch die Ausstellung im Altbremer Haus wäre nicht komplett ohne die Beachtung einer Vogelgruppe, die sich auf Holzsockeln versammelt hat und zum neugierigen und genauen Hinschauen animiert.

Der Bildhauer Reinhard Osiander wurde 1967 in Bobingen, Bayern geboren. Nach seiner Ausbildung zum Holzbildhauer in Berchtesgaden studierte er von 1995 bis 2003 im Bereich Bildhauerei an der Hochschule für Künste in Bremen bei Professor Bernd Altenstein. Das Studium schloss er 2003 mit Diplom ab und machte 2004 den Meisterschülerabschluss. Er arbeitet als freier Künstler in Bremen. In Einzel- und Gruppenausstellungen waren seine Arbeiten bisher zu verschiedenen Themen zu sehen. Eine Reihe von Arbeiten befindet sich im öffentlichen Besitz und in Sammlungen.

Die Arbeiten der Ausstellung ‚Flussziege‘ können bis zum 22. April im Atelier Brandt Credo, Meyerstr. 145, 28201 Bremen, jeweils sonntags von 16-18 Uhr betrachtet werden. Individuelle Besichtigungstermine sind nach Absprache unter Tel. 55 84 55 jederzeit möglich.

Das Motiv zur Ausstellung: „Reiter”, Pappel bemalt, 45 x 50 x 5 cm, 2016

 

 

 

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