Blick zurück nach vorn Ausstellung im Atelier Brandt Credo

von Niels Behn am 31. Dezember 2017

Blick zurück nach vorn                                                        Arbeiten von Jürgen Brandt

Das Atelier Brandt Credo stimmt die Besucher mit dem Titel „Blick zurück nach vorn“ auf ein neues und vielversprechendes Ausstellungsjahr ein. Unter diesen Titel hat Jürgen Brandt seine aktuelle Ausstellung gestellt. Die Einführung zur ersten Einzelausstellung des Bremer Künstlers vor über 40 Jahren – ganz genau am 4.12.1976 – begann mit den Worten:“Meine Damen und Herren, liebe Freunde… das Wagnis Kunst zu machen…“. Nun blickt Jürgen Brandt auf das künstlerische Schaffen zurück und kann aus einem Fundus von Zeichnungen, Malerei, Fotos und Objekten schöpfen.

Die frühen Zeichnungen zeigen den künstlerischen Abschied vom alten Bremer Schlachthof. Wenige Tage vor Beginn der Abbrucharbeiten im Sommer 1978 entstand eine Dokumentation, die vergängliches im Bild bewahrt. 1979 wurde das großformatige Wandbild im Bürgerzentrum Neue Vahr in Bremen mit dem Protest gegen den Atomstaat umgesetzt – ein Teil des Triptychons ist die Vision einer schon gar nicht mehr so fernen Zukunft einer immer bedrohlicher werdenden Technologie sieben Jahre vor Tschernobyl. Dieses Wandbild existiert immer noch nahezu unbeschadet! Zu Tschernobyl wiederum wurde eine eindrucksvolle, ja beklemmende Serie umgesetzt, in der Jürgen Brandt seinen persönlichen humanen Protest äußert.

Eine weitere Dokumentation entsteht in 2003. Als der Countdown zum Irak-Krieg abläuft, werden Zeitungsausschnitte, Texte und Bilder gesammelt und eigene Gedanken aus einem Tagebuch, das während des Irak-Krieges entstanden ist, hinzugefügt.

Natürlich darf im Rahmen dieses Rückblicks die ‚Liebeserklärung an Roncalli’ nicht fehlen; gezeichnete Zirkusträume mit roten Traktoren und schillernden Seifenblasen.

Ein ganz besonderes Thema begleitet die künstlerische Arbeit über viele Jahre. Es ist die ‚Spurensuche’ an der Ostsee. Fundstücke, wie wir sie gelegentlich alle gern zusammentragen, werden in einer Kombination von Aquarell und Zeichnung umgesetzt. Die Arbeiten erobern sich eine weitere Dimension: Stein- und Sandstrukturen werden nicht mehr hinter Glas gebracht, sondern „befreit“ und dreidimensional bearbeitet.

Hunderte von Fotos dienten als Vorlage für die Ausstellungsthemen und Dokumentationen. Jetzt werden Fotos, kleinformatige Zeichnungen und Malerei neu und überraschend als kleine Galerieszenen in Objektkästen inszeniert und arrangiert. So stehen Besucher und Besuchergruppen im Maßstab 1:87 vor den Werken, betrachten und diskutieren, staunen vor einem Werk: „Was für ein Strich…“.

Die kleinen Formate ziehen den Blick an. Es sind Objekte, die neugierig machen, den Blick festhalten und die auch ein kleines Lächeln herbeizaubern sollen: Es gibt eine Führung durch ein Blütenmeer und einen Schnoorbesuch. Einen Ausflug an die blaue Förde und zur Rapsblüte. Jürgen Brandt sieht in diesen Motiven, die seit 2010 entstanden sind, immer noch den Anfang einer Serie, die eine fast unerschöpfliche Themenvielfalt bietet und auch zukünftig noch manche Überraschung für die Betrachter bereithalten soll.

Über 40 Jahre künstlerische Arbeit hat, wie die Ausstellung zeigt, zu unterschiedlichsten Themen Spuren hinterlassen. Spuren, die den Betrachter mitnehmen in die Vergangenheit, ihm das Heute zeigen und ihn mit ganz aktuellen Landschaften in Acryl einstimmen auf die Zukunft.

Die Arbeiten der Ausstellung „Blick zurück nach vorn“ können bis zum 25. Februar im Atelier Brandt Credo, Meyerstr. 145, 28201 Bremen, jeweils sonntags von 16-18 Uhr betrachtet werden. Individuelle Besichtigungstermine sind nach Absprache unter Tel. 55 84 55 jederzeit möglich.

Das Motiv zur Ausstellung: „Blick zurück nach vorn“, Detail aus 3D-Objekt, 20 x 26 cm, 2017

 

{ 0 Kommentare… jetzt einen hinzufügen }

Einen Kommentar hinterlassen