Ausstellung im Atelier Brandt Credo vom 7. Oktober bis zum 17. Dezember 2017.

von Niels Behn am 4. Oktober 2017

ZEITENSPRUNG                                       Claus Haensel: Malerei | Aquarell | Zeichnung

ZEITENSPRUNG – ein Titel, der noch keinen Zeitraum eingrenzt und künstlerisch erst einmal alles zulässt. Zeitensprung – ein künstlerischer Sprung von 1958 in das Jahr 2017 oder ein Sprung aus 2017 zurück in das Jahr 1958? Die Werke in der aktuellen Ausstellung von Claus Haensel können als Zeitreise über fast 60 Jahre künstlerischen Schaffens betrachtet werden. Ein Stillleben, gemalt mit 16 Jahren, bildet den Mittelpunkt der Petersburger Hängung auf der zentralen Wandfläche der Galerie und markiert den Beginn künstlerischen Schaffens. Ein minimalistisches Aquarell – erst vor einigen Wochen entstanden – beendet die Zeitreise.

Claus Haensel, 1942 in Dresden geboren, hat von 1962-1968 an der Hochschule für bildende Künste Dresden studiert. Er lebt und arbeitet seit 1984 in Bremen. Schon seit 1970 gab es national und international Einzelausstellungen und Beteiligungen. Neue Impulse für die künstlerische Arbeit gaben Arbeitsaufenthalte unter anderem in Rom, Paris und New York. Viele Arbeiten befinden sich in Museen und Sammlungen. Für die Anerkennung des künstlerischen Weges und der künstlerischen Qualität spricht, dass in diesem Jahr das Museum Junge Kunst, Frankfurt/Oder, weitere 4 Arbeiten aus den 1970er Jahren in seinen Bestand aufgenommen hat.

 Die Besucher der Ausstellung im Atelier Brandt Credo erwarten unterschiedlichste Bildformate auf Leinwand, Karton und Papier, unterschiedliche Techniken und Themen. Der Schwerpunkt liegt im Figürlichen: die menschliche Figur, Portrait, Akt in Aquarell und Zeichnung. Bei den Aquarellen lassen wenige farbige Akzente im Spiel mit Licht und Schatten ausdrucksvolle Akte entstehen. Bildinhalte werden mit schnellen, fast spontanen Pinselstrichen gestaltet. So muss jeder Pinselstrich sitzen, er muss gut überlegt sein und gekonnt durchgeführt werden. Claus Haensel zeigt sich als Meister des Lichts – das hervorhebt, akzentuiert, dramatisiert – und der monochromen Farbnuancen. Die Kraft, die von den Bildern ausgeht, liegt im Variieren und Modulieren der monochromen Töne. Vielfach wird die Farbe so pastos aufgetragen, dass sie über den Bildrand hinaussteht und die Begrenzung der Leinwand auflöst. Damit schafft der Künstler Strukturen, Spannungen und räumliche Tiefe. Leinwände werden zu Objekten. Die Zeichnungen wiederum wirken durch überraschend reduzierte Linien. Wenige Striche können eine ganze Geschichte erzählen. Das Motiv zur Ausstellung – „Portrait B.R.“ ist mit gebündeltem Kugelschreiber gezeichnet. Hier wurde eine bereits in früheren Arbeiten verwendete Technik abermals demonstriert

Stillleben, ausgehend von der ersten Arbeit aus 1958, bilden eine weitere Gruppe in den Ausstellungsräumen. Der Dresdner Malschule verbunden, sind sie, wie Claus Haensel sich erinnert, “ganz in der Stille des Ateliers entstanden“. Es gehört zu seiner Biografie, zu einer Zeit in Dresden studiert zu haben, als dort ein Realismus spezifischer Prägung propagiert wurde.

In ganz eigener Handschrift des Künstlers präsentieren sich kleinformatige aquarellierte Landschaften. Hier fordert reduzierte Farbigkeit zum genauen Sehen auf. Es sind minimalistische Motive, die sich im Kopf des Betrachters zu einem gesamten Bild formen.

Durch das Werk zieht sich der hohe künstlerische Anspruch Claus Haensels. Ein Anspruch an sich selbst und ein Anspruch, der eine besondere Stimmung auslöst, andere Sichtweisen vermittelt und den Betrachter in der Bildwelt der Ausstellung ZEITENSPRUNG gefangen halten möchte.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, dem in limitierter Auflage von 25 Exemplaren ein signierter Fotodruck des Künstlers beigelegt ist.

Die Arbeiten der Ausstellung „ZEITENSPRUNG“ können bis zum 17. Dezember im Atelier Brandt Credo, Meyerstr. 145, 28201 Bremen, jeweils sonntags von 16-18 Uhr betrachtet werden. Individuelle Besichtigungstermine sind nach Absprache unter Tel. 55 84 55 jederzeit möglich.

Das Motiv zur Ausstellung:

„Portrait B.R.“, Zeichnung, Kugelschreiber gebündelt, 42 x 30 cm, 2016

 

{ 0 Kommentare… jetzt einen hinzufügen }

Einen Kommentar hinterlassen