Zeichnungen und Skulpturen im Atelier Brandt Credo

von Niels Behn am 22. Mai 2016

‚Die Bäume des Mirsad Herenda‘

 

Wieder einmal verwandeln sich die Galerieräume im Altbremer Haus. Nach Malerei, Alabasterarbeiten und jüngst Fotografien hat jetzt die Natur die Räume erobert. Genauer: Zeichnungen und Skulpturen – Die Bäume des Mirsad Herenda.

Der Künstler, 1967 in Gorazde, Bosnien-Herzegowina geboren, begann seine Studienzeit 1996 mit einem Studium der Bildhauerei an der Akademie in Sarajewo. Die Jahre von 1996 bis 2001 wurden von mehreren Kunststipendien begleitet. Seit 2004 lebt der Künstler in Bremen, wo er 2006 an der Hochschule für Künste ein Gaststudium bei Professor Bernd Altenstein begann. 2012 schloss er sein Studium als Meisterschüler ab. Seit 1997 gab es Einzelausstellungen und Teilnahmen an mehreren Ausstellungen und Symposien im In– und Ausland. Seine Werke entstehen jetzt in den Räumen eines eigenen Ateliers in Bremen.

Die Ausstellung im Atelier Brandt Credo zeigt den aktuellen Schwerpunkt der Arbeiten von Mirsad Herenda: Bäume – in ganz eigener Handschrift umgesetzt. Diese Bäume sind anderer Natur als draußen im Wald, in freier Natur. Sie erzählen viele Geschichten. Geschichten, die sein Schöpfer erlebt und durchlitten hat. Geschichten von Krieg und Zerstörung, vom Leid zerrissener Liebe und Freundschaften, vom Verlust von Beziehungen, deren Bänder zwischen Kulturen und Völkern geknüpft waren. Das Verhältnis zur Natur, aber auch das Selbstverständnis des Menschen und seinen Umgang mit den Artgenossen sieht der Künstler nicht zuletzt durch die Erfahrungen in seinem Heimatland grundlegend gestört.

Für den Künstler gab es einen Wandel in der bildhauerischen Arbeit der vergangenen Jahre von der Figur zu den geschweißten Bäumen, für die er eine ganz eigene Technik entwickelt hat: “Es ist eine Entwicklung, die ich machen musste. Bäume, bewegt und zerrissen. Bäume wie Knochen, wie ein Skelett.“ Knorrige und wuchtige Stämme, häufig fast astlos, sind entstanden. Aus weiteren Stämmen wachsen feine Äste gen Himmel. Dramatisch und dynamisch zeigen sich wiederum von Wind und Sturm geformte, fast gepeinigte Äste. Nie gibt es Blätter oder Blüten, Zeichen des Wachstums.

Eine neue Herausforderung sieht der Bildhauer in der Zeichnung – also nicht wie gewohnt, dreidimensional zu arbeiten. Für seine Arbeiten auf Karton hat er sein Arbeitsmaterial gefunden: eine gerillte Glasfeder und Chinesische Tusche. Erstmals werden jetzt die neuen Zeichnungen gezeigt und zur Diskussion gestellt. „Ich habe ein Bild im Kopf, das umgesetzt werden muss“, so die Aussage. Jetzt entdeckt der Betrachter Schraffuren und Linien, oft in starken hell-dunkel-Kontrasten, aus denen sich Bäume und Äste herausschälen, feine Aststrukturen entwickeln und Äste, oft ineinander verwoben, ein mystisches, geheimnisvolles Waldpanorama ergeben. Hier sieht der Künstler die Symbolik für Zusammenhalt, Zusammenwachsen und Stärke. Die Bäume senden hier positive Signale aus – tief verwurzelt durchleben sie Jahreszeiten und streben nach Licht. Wie in der Natur gleicht nie ein Baum dem anderen. Jeder ist einzigartig. Es sind – Die Bäume des Mirsad Herenda.

 

Die Arbeiten der Ausstellung „Die Bäume des Mirsad Herenda“ können bis zum 31. Juli im Atelier Brandt Credo, Meyerstr. 145, 28201 Bremen, jeweils sonntags von 16-18 Uhr betrachtet werden. Individuelle Besichtigungstermine sind nach Absprache unter Tel. 55 84 55 jederzeit möglich.

Das Motiv zur Ausstellung:

Mirsad Herenda: Zeichnung, Tusche auf Karton, 2016

 

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