Ausstellung mit Stahlplastiken und Druckgrafik von Inger Seemann im Atelier Brandt Credo

von Niels Behn am 27. April 2014

 

„Stationen … dieser Ausstellungstitel steht für meine künstlerischen Phasen und Entwicklungen“, sagt Inger Seemann mit Blick auf ihre aktuelle Ausstellung im Atelier Brandt Credo. Es sind drei Aspekte ihres künstlerischen Schaffens, die in den Räumen des Altbremer Hauses präsentiert werden: Stahlplastiken, Stahldrucke und Holzschnitte. Inger Seemann, geboren 1961 in Walsrode, war nach ihrer Grafik Design Ausbildung in Berlin als Grafikerin tätig. Nach Auslandsaufenthalten in den USA und in Österreich lebt und arbeitet sie seit 1998 in Bremen. Ihre Arbeiten zeigt sie seit 1999 national und international in Einzelausstellungen und Beteiligungen, unter anderem in Berlin, den Niederlanden, Schweden und Russland.

Die in der aktuellen Ausstellung gezeigten Stahlplastiken – als Objekte auf dem Boden, auf Podesten oder an der Wand – können in ihrer Formgebung als dreidimensionale Grafiken gesehen werden. Fläche, Linie und Raum entfalten als „Raummäntel“ ihre Wirkung. Der Weg von der Stahlplatte zur Stahlplastik ist aufwendig und handwerklich anspruchsvoll. Die Grundform wird auf der Stahlplatte skizziert oder es entsteht als erste Idee ein Papiermodell. Während des Arbeitsprozesses entwickelt sich die unmittelbare Form. Inger Seemann bearbeitet den Stahl eigenhändig, gestaltet und formt das Material mit Druck und Hitze, nutzt Abkantbank, Schmiedefeuer und Amboss. Während eine maschinelle Fertigung einen exakten Plan benötigt, ermöglicht das individuelle Biegen einer Platte auf der Abkantbank unendliche Variationen. Es entstehen Räume, die durch geschwungene Stahlstangen – geschmiedet oder gebogen – begrenzt werden. Gefaltetes Blech und geschwungene Linie bilden eine Einheit. Es entsteht ein Spannungsverhältnis von Schwere und Leichtigkeit.

Die für die Künstlerin so wichtige Auseinandersetzung mit dem Material findet in den Stahldrucken und Holzschnitten der Ausstellung ihre Fortsetzung. Die Vorarbeit für die Drucke beginnt häufig mit einer kleinen Ideenskizze. Die Skizze wird in das große Format übertragen, entwickelt sich zu minimalistischen, abstrakten Formen, zu Fragmenten und Symbolen. Die Stahldrucke werden in einer Kombination von Hoch- und Tiefdruck umgesetzt. Strukturen und aufgeraute Partien der Platte werden beim Druck sichtbar und sind Teil der Gestaltung.

In den Holzschnitten ist eine neue Station, eine neue Entwicklung zu entdecken. Von Hand wird von der Holzplatte das Motiv auf feine, empfindliche Papiere übertragen. „Es ist mir wichtig, dass ich das Material auf dem Papier fühle, dass Strukturen sichtbar sind“, erläutert die Künstlerin ihre Drucktechnik. Inger Seemanns künstlerische Entwicklung kennt keinen Stillstand. Die aktuelle Ausstellung ist nicht nur eine spannende und eindrucksvolle Momentaufnahme, sondern … eine sehenswerte Station.

Die Arbeiten der Ausstellung „STATIONEN“ können bis zum 27. Juli im Atelier Brandt Credo, Meyerstr. 145, 28201 Bremen, jeweils sonntags von 16-18 Uhr betrachtet werden. Individuelle Besichtigungstermine sind nach Absprache unter Tel. 55 84 55 jederzeit möglich.

Das Motiv zur Ausstellung: Raummantel XXI, Stahl (Detail)

 

Ausstellung mit Stahlplastiken und Druckgrafik von Inger Seemann im Atelier Brandt Credo                  vom 3. Mai bis zum 27. Juli 2014.

Ausstellungseröffnung in Anwesenheit der Künstlerin am Sonnabend, 3. Mai 2014                        um 18.00 Uhr.

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